Weblog November 2007

November 2007 - aktualisiert März 2009



CD des Monats:

Spaghetti Rag mit Ugo Orlandi, Claudio Mandonico und weiteren Musiker aus Italien. Wer gerne einemal Ragtimes gespielt auf Zupfinstrumenten hören will, dem sei diese CD empfohlen. Ich höre sie immer wieder gerne.

Zu hören sind bekannte Stücke wie Der Entertainer, Maple Leaf Rag oder Russian Rag, aber auch Kompositionen von Neill Gladd.


Mirecourt - Mandolinen aus Frankreich

typedarlesienne.jpg

Vor gut 100 Jahren, als die Mandolinen überall sehr populär waren, wurden auch in Frankreich Mandolinen hergestellt. In Mirecourt in den Vogesen hat der Bau von Streich- und Zupfinstrumenten eine lange Tradition. Roland Terrier ist einer der Instrumentenbauer, die noch heute in Mirecourt aktiv sind, und er hat sich sehr mit der Geschichte des Instrumentenbaus in Mirecourt befasst. Ergebnis dieser Forschungen ist seine Homepage www.luthiers-mirecourt.com

Auf dieser Homepage findet man eine Reihe von Katalogen der führenden Instrumentenbauer und Musikinstrumentenfabriken aus Mirecourt. In einigen der Kataloge findet man auch das Sortiment der hergesellten Mandolinen. Besonders interessant ist die Firma Laberte-Humbert, später Laberte & Magnié

Laberte-Humbert 1905

Von der Firma Laberté-Humbert findet man verschiedene Kataloge, der älteste ist aus dem Jahr 1905 und zeigt die Mandolinen interessanterweise gleich am Anfang auf fast 30 Seiten. 

Drei Marken werden aufgeführt: Ozelli, Stridello - Kopien italienischer Mandolinen und zuletzt Bocari mit einigen ziemlich ausgefallenen Mandolinen mit doppelten Schallöchern. Ein Modell - ein Instrument mit verzierter Decke - hat interessanterweise die Bestellnummer 5 bis. Einige der Mandolinen haben auch bereits verlängerte Griffbretter mit bis zu 22 Bünden (teilweise wohl spiegelverkehrt abgedruckt). 

Es folgen flache Mandolinen (portugiesisches Modell) in einer kleinen und einer großen Variante, teilweise sind dabei auch starke verzierte Modelle, und schließlich das Modell "Le Uryluth" mit Löwenkopf. Eine ähnliche Mandoline wurde offensichtlich in den Jahren vor 1905 unter der Marke "Luigi Uriani" angeboten, die von Laberté-Humbert bereits 1893 registriert worden war. Bilder eines solchen Instruments findet man zur Zeit bei der Firma Pick et Boch.

Der Katalog vermittelt einen sehr guten Eindruck über das Sortiment an Mandolinen, das 1905 von der Firma Laberté-Humbert angebiten wurde. Die Preise für die Mandolinen bewegen sich zwischen 14,- Fr. und 100 Fr.

Laberte-Humbert 1912

Dieser Katalog ist laut Aussage von Roland Terrier der umfangreichste. Leider wurde bisher nur der erste Teil mit den Violinen eingescannt. Die Seiten mit den Mandolinen sind sicher sehr interessant.

Laberte-Humbert frère & Fourier Magnié réunis 1915

Dieser Katalog erschien 1915 nachdem sich die Firma Laberte-Humbert mit Fourier Magnié zusammengeschlossen hatte. Dieser Katalog enthält nur 7 Seiten mit Informationen über die Mandolinen. Es gibt die Modelle Umberto, Carmencita und die kleinen und großen Modelle der flachen "Mandoline plates". Zwei der abgebildeten Mandolinen vom Modell Carmencita (Nr. 3222 und 3268) ähneln sehr den Calace Mandolinen mit einem verlängerten Griffbrett (21 oder 22 Bünde), Armauflage und einem assymetrischen Schalloch. Diese Modelle hatte es im Katalog von 1905 noch nicht gegeben.

Dazu heisst es im Katalog: Les mandoline 3222 et 3268 son d'une fabrication toute spéciale. Elles sont montées sans collerette. Un support placé au bas évite le contact du bras avec la table, et permet ainsi, a la table de résonance, de donner tout son amplitude.

Preisliste 1925

Die Preisliste von 1925 bezieht sich auf den Katalog von 1915. Die Modelle Umberto und auch die beiden Calace Kopien Nr. 3222 und Nr. 3268 sind weiterhin im Programm und kosten jetzt 164,- bzw. 270,- Fr.

Laberte und Magnié 1927 - A la Ville de Cremone

Die Modelle sind immer noch dieselben, neu dazugekommen ist aber ein Modell Mandoline d'Artiste double table de résonance, also ein Modell mit doppelter Resonanzdecke wie man sie hauptsächlich von Gélas kennt. Leider gibt es keine Abbildung von diesem Instrument. Inzwischen sind auch zwei Gitarren und vier Ukulelen im Sortiment. Es werden die Saiten der Firma Hakkert empfohlen


Jerome Thibouville-Lamy

Jerome Thibouville-Lamy ist als Geigenbauer für gute Geigen bekannt. Unter seinem Namen gab es verschiedene Fabriken für Musikinstrumente. Der älteste Katalog, den Roland Terrier eingescannt hat stammt bereits von 1867. Bei den Abbildungen findet man auch eine Mandoline mit Holzwirbeln und verzierter Decke.

Thibouville 1867

Thibouville 1867 Abbildungen

Von 1907 stammt ein umfassender Katalog der ausschließlich den Mandolinen und entsprechendem Zubehör gewidmet ist. Rund 1000 Handwerker arbeiteten zu dieser Zeit in 4 Fabriken für Thibouville-Lamy. Im Vorwort wird Jules Cottin als Befürworter der Mandolinen von Thibouville genannt. 

Auf Seite 2 findet man gleich einen Höhepunkt in diesem Katalog, einen Mandolinensteg mit verstellbarer Seitanauflage zur genauen Einrichtung der Intonation: Nouveau Chevalet a Échelons Mobiles - System A. Acoulon. Auch zu diesem neuen Steg wird Jules Cottin zitiert.

Der Katalog von 1907 enthält die folgenden Mandolinenmodelle:

  • Model Phébé
  • Model Exposition
  • Sarrablo
  • Noluoca
  • Durusta
  • Phébé (flach)
  • Euterpe (flach mit Verzierungen "Pyrogravure")
  • Modelles Professeur L. Ollivier mit sechs verschiedenen Modellen: Octaviole, Mandoline, Mandoviole, Mandoluth, Mandole Basse, Contre-Basse Mandole
  • La Coloniale: ein spezielles flaches Modell für die Kolonien, dabei sind die Verbindungen mit Dübeln oder Zapfen verstärkt
  • spanische Mandolinen / Bandurias
  • Mailänder Mandolinen mit 4 oder 6 Saiten
  • Violaline: ein Modell in Violinenform, erhältlich in 4 den Stimmlagen Sopran, Alt, Tenor und Bass

Thibouville 1907

Im Katalog von 1912 sind viele interessante Abbildungen zu sehen. Die Mandolinen sind leider nicht enthalten, aber mehrfach erwähnt. Im Katalog von Thibouville 1919 findet man wieder flache Mandolinen der Marke Phébé.

Thibouville 1912

Thibouville 1919

Soweit meine Zusammenfassung Kataloge die Roland Terrier auf seiner Homepage anbietet.


Geigenbau - tolle Links zum Thema

autour_de_la_lutherie_400.jpg

Das Portal von Claire Perrigot mit dem namen Autour de la Lutherie enthält tolle Links zum Thema Geigenbau. Bisher ist es in französischer und englischer Sprache verfügbar, wobei die beiden Sprachen teilweise unterschiedliche Links enthalten.

Es lohnt sich auf dem Portal zu stöbern. Hier findet man Links zu Videos zum Thema Geigenbau, viele Seiten wo der Bau von Instrumenten ausführlich dokumentiert ist, Informationen über die einzelnen Instrumente und vieles mehr. Bald soll es auch eine deutsche Version dieser Seite geben.

Ebenfalls interessant ist die Homepage des Geigenbauers Leonhardt aus Mittenwald, der auch Hölzer für Streichinstrumente verkauft. 



sidebending - wie man Zargen biegt

In der letzten Zeit habe ich einige Homepages zusammengesucht, wo es um das Biegen von Zargen für Geigen, Mandolinen und Gitarren geht. Traditionell benutzt man dazu ein Biegeeisen, das über einen Gasbrenner oder elektrisch beheizt wird. Man kann auch ein Bügeleisen dafür verwenden, aber das modernste was es seit Amati und Stardivari gibt sind Silikonheizfolien.

Silikonheizfolien gibt es in Form von dünnen, schmalen Bändern, die sich perfekt für das Biegen von Zargen von Geigen, Mandolien oder Gitarren eignen. Hersteller ist die Firma MINCO, die diese Folien für die Raumfahrt entwickelt hat. Bei den dünnsten Folien sind die Leiterbahnen geätzt, etwas billiger und für den Instrumentenbau ebenfalls geeignet sind drahtgewickelte Silikonheizfolien. Diese Folien werden in kurzer Zeit bis zu 200 Grad heiss, in Verbindung mit einer Biegeform geht damit das Biegen von Zargen schnell und problemlos. Auch für andere Zwecke im Instrumentenbau können diese Folien eingesetzt werden.

Ein grundlegender Artikel von Georg A. Borun aus dem Jahr 1992 beschreibt diese Technik, die zuvor bereits für das Biegen von Gitarrenzargen verwendet worden war.

Einer, der diese Technik für Mandolinen verwendet ist Well Hirsch. Hirsch baut unter anderem Kopien von Lyon & Healy Mandolinen. Wie er dafür die Zargen biegt findet man in seinem Journal.

hirsch_sidebending_400.jpg

Well Hirsch verwendet gleich zwei Folien, zwischen denen er die Zargen biegt.  Zwischen den beiden Folien wird die vorbereitete Zarge langsam in die Form gepresst, dann lässt man das ganze abkühlen und trocknen. 

Meistens wird aber nur eine Folie verwendet. So macht das zum Beispiel die Geigenbauerein Nelle O'Neill, die erst mit 52 Jahren mit dem Geigenbau angefangen hat und bereits nach wenigen Jahren hochwertige und prämierte Geigen baut. Auf ihrer Homepage kann man den Bau einer Geige und das Biegen der Zargen mit einer Silokonheizfolie sehr schön mitverfolgen.

Auch für Zargen von Gitarren kann man Silikonheizfolien verwenden. Dabei verwendet man die moderne Variante des als Fox-Bender bekannten Gerätes. Zum Beispiel hat sich Jörg Hörster so eine Vorrichtung gebaut.

joerg_hoerster_400.jpg

Alle Links zum Thema sidebending habe ich wie üblich bei del.idio.us unter dem Tag sidebending eingetragen.

Nun fehlt nur noch eine Bezugsquelle für diese Silikonheizfolien in Deutschland. Durch einen Beitrag in einem Gitarrenbau-Forum wurde ich auf die Firma telemeter aufmerksam. Dort ist das gesamte Sortiment an Silikonheizfolien verfügbar und kann bestellt werden.

Choro - mal wieder

Vor einigen Tagen habe ich neue Noten für Choro bekommen, unter anderem das Songbook Choro  No. 1. Diese Songbook enthält 97 Choros, teilweise Klassiker, teilweise auch neue Stücke - eine sehr interessante Mischung. Jedes Stück ist auf einer Doppelseite mit Melodie, Basstimme und Akkorden zu finden.

keep_swinging_400.jpg

Passend dazu habe ich wieder einige interessante Links zum Thema Choro. Zunächst ein Blog zum Thema Choro aus den Niederlanden, eines der vielen interessanten Projekte von Hans Koert.

choro_de_paris_400.jpg

Dann gibt es den Choro Club von Paris, der offensichtlich sehr aktiv ist. Die Homepage ist nett gestaltet und informativ.

choro_das_tres_400.jpg

Und dann noch drei sehr nette Damen aus Brasilien - Choro das Tres. Auf diese Gruppe bin ich gestossen, als ich ein nach Videos mit dem Bandolim Spieler Jorge Cardoso bei youtube gesucht habe. Dabei gibt es ein Video, bei dem auch die 13 jährige Bandolim Spielerin Elisa von Choro das Tres mitspielt. Es gibt noch eine reihe von weiteren Videos bei youtube mit Chor das Tres, darunter ein sehr nettes Video mit dem Stück Brejeiro, das am Tag des Choro (23. April - Geburtstag von Pixiguinha) in einer alten Strassenbahn aufgenommen wurde.

Jorge Cardoso und Elisa




<<< Oktober 2007        >>> Dezember 2007

Wenn sie diese Seite ohne Navigationsleiste angezeigt bekommen, dann klicken sie hier: Mandoisland Startseite